Die Jungfrau und der Drachen

Es war einmal vor langer Zeit, als sich auf dem Pfaffenteich in Schwerin die weltbesten Drachen
zu einem Kräftemessen trafen. Dabei trug sich zu, dass einer der Wasserdrachen beinahe den
Start verschlafen hätte, wenn da nicht rechtzeitig eine Jungfrau des Weges gekommen wäre.



Obwohl man annehmen sollte, dass jeder einen wachen Drachen von einem Schlafenden unterscheiden kann, ist dazu im königlichen Handbuch des Drachensports vermerkt: Ein untrügliches Zeichen für einen ruhenden Drachen ist der fehlende Glanz auf seinen Pupillen. Was ist also zu tun ?

Zubehör zum Drachenwecken


Farbe und ein Pinsel
mit langem Stiel,

ein schlafender Drache
( ohne Augenglanz )

und eine Jungfrau aus
der Boots-Crew.

Ja, peinlich oder nicht - eine zahnspangentragende echte Jungfrau muss es schon sein
die sich geduldig, unmittelbar vor den Schlund der Bestie platzieren lässt.


So vorbereitet, kann mit dem mystischen Weck-Ritual begonnen werden. Ein Vertreter der Drachen-Crew, der Steuermann und die Taktfrau führen gemeinsam den Pinsel und schenken dem Drachen sein Augenlicht.



Das Erste was der gereizte Drachen jetzt erblickt, ist die holde Jungfrau vor seiner Nase.
Mit einem beherzten Kuss muss die Jungfer nun versuchen den wilden Drachen
zu besänftigen und fortan wird dieser der Erwecker-Crew zu Willen sein.



Dann folgt sogleich der erste Ritt auf dem Drachen. Zwanzig Steroide-strotzende Reiter steigen in den Rücken der gezähmten Bestie und konzentrieren sich auf die Domina am Bug. In kurzen engen Shorts setzt sich die Taktgeberin direkt vor die angespannten Hormonbolzen, öffnet dann leicht ihre Schenkel und schmiegt diese zart an die Trommel. Nun holt sie den Taktstab hervor, umfasst den Schwengel fest mit ihrer kleinen Hand und beginnt ihn rhythmisch zu bewegen. In den bereits vorgebeugt sitzenden Drachenpaddlern schwellen die Kräfte daraufhin sichtbar an und bündeln sich zu einem großen Muskel.




Stolz und erhaben gleitet der Drachen nun übers Wasser und ist jederzeit bereit,
sich mit den übrigen See-Giganten zu messen und ihnen das Fürchten zu lehren.



Die diesjährige Weltmeisterschaft der Drachenboote bot gute Möglichkeiten, um mehr von dieser Mannschaftssportart zu erfahren. Bspw. sind die Boote schon längst keine einfachen Holzkähne mehr, sondern hochentwickelte aus zwei laminierten Kunststoffschalen bestehende 12.5 Meter lange, am Computer strömungstechnisch optimierte Wellengleiter. Einzig die Bootsweihe zum Anbringen und dem Erwecken des Drachenkopfes wird noch traditionell zelebriert.



Am herrlich gelegenen Pfaffenteich in der Altstadt von Schwerin lies sich das Training und die Wettkämpfe der internationalen Crews prima verfolgen. Neben den reinen Sportteams, paddelten in den Fun-Booten auch gemischte Mannschaften. Beim Energie-Cup gab's viel Spass als die "Wellenstreichler" gegen "Mencks Piranhas", "Gasmolche", "WAG Würmer" und die "Stromschnellen" antraten.

Der errungene Pokal war dann jedoch groß genug, um den siegreichen Drachen zu Taufen und jeder der 20 Paddler und fleißigen Teamhelfer konnte sich einen großen Schluck vom Gold-gelben-Krafttrunk gönnen.

Fotos von den Drachenboottagen in Schwerin am 17. Juli 2005
( Dragonboat-Racing - ICF Club Crew World Championship )
Link: Preußens Drachenboot Cup 2003
ExLink: Drachenbootfestival.de

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